Workcamp Rangala – Kenia 2019

Nach einem langen Flug mit Zwischenstopp in Addis Abeba (Äthiopien) landeten wir endlich in Nairobi.

Die erste Nacht in Kenia verbrachten wir in einem Kolping Hotel in der Hauptstadt.  Ziemlich müde und platt von der Reise fielen die meisten von uns schnell ins Bett. Zwei von uns kämpften mit einem kleinen Rohrbruch im Badezimmer, so dass wir schnell merkten, dass wir im Abenteuer waren. Am nächsten Tag ging es für uns gestärkt weiter nach Rangala, unserem Zuhause für die kommenden drei Wochen. Rangala liegt im Westen von Kenia.

Wir waren mehr als sieben Stunden unterwegs und die Busfahrt erwies sich als sehr aufregend und abenteuerlich. An die Straßen und das Verkehrsverhalten in Kenia (u.a. Linksverkehr) mussten wir uns erst einmal gewöhnen und natürlich auch an das Klima (es war ziemlich heiß im Bus). Viele von uns haben den Schlaf der Reise nachgeholt, andere haben gespannt aus dem Fenster geschaut und erste Eindrücke von der Landschaft gesammelt. Wir konnten die ersten Zebras am Straßenrand und die lebhaften Märkte bewundern.

In Rangala kamen wir bei Father Edmond unter. Wir waren sehr erleichtert und froh, denn entgegen unserer Erwartungen hatten wir fließendes Wasser und Strom vor Ort. Zwar kam es hin und wieder zu Stromausfällen, aber ein Abendessen und Beisammensitzen bei Kerzenschein hat auch etwas. Zudem hatten wir eine richtige Toilette, welches auch für viele eine Erleichterung darstellte, anstatt das noch vor einem Jahr dort aufzufindende Loch im Boden aufzusuchen.

An unserem Ankunftstag führte uns Father Edmond über das weitläufige Gelände. Dazu gehörten das Krankenhaus, das Baby Home, die Primary School, die Preschool und die High School. Wir wurden sehr herzlich ins Dorfgeschehen aufgenommen.

In der Girls High School haben wir Französisch, Geografie und Englisch unterrichtet. Wir haben uns mit den Schülerinnen viel über unser Leben, Familie, Kultur etc. ausgetauscht und es kamen tiefgründige Gespräche auf. Aber auch die Lehrpersonen, die Schwestern, der Father und viele weitere Gemeindemitglieder waren uns gegenüber sehr offen und zeigten sich interessiert. In unseren Gesprächen mit ihnen konnten wir viel über die kenianische Kultur erfahren. In der Preschool haben wir mit den Kindern gesungen, gespielt und Porridge verteilt. Auch in der Primary School wurde viel gesungen und wir haben an der morgendlichen Assembly teilgenommen. Im örtlichen Krankenhaus konnte eine Teilnehmerin tatkräftige Unterstützung leisten, da sie gerade die Ausbildung zur Krankenschwester absolviert. Viel Zeit haben wir im Baby Home verbracht, wo wir die „Kleinen“ gewaschen, gewickelt und gefüttert haben. Mit den „Großen“ haben wir viel gespielt und gesungen. "Aramsamsam" war der Hit, nicht nur bei den Kindern.

Das Dorfleben haben wir schnell zu schätzen gelernt, haben das frische Obst und Gemüse auf dem Markt genossen und uns Kleider schneidern lassen. Die kenianischen Gerichte wie Ugali, Chapati, Sucuma Wiki, Chicken oder Talapiafisch haben uns sehr gut geschmeckt.

In der ersten Woche haben wir Besuch von zwei Frauen der Gemeinde bekommen, die uns beigebracht haben, selbst kenianische Gerichte zuzubereiten. Wir haben uns mit ihnen so gut verstanden, dass wir sie in den folgenden Wochen noch öfters getroffen haben und bis heute in Kontakt stehen.

In unserer Mittagspause haben wir uns oft zusammen in die Sonne gesetzt und Tagebuch geschrieben, um all die Eindrücke und Erfahrungen vor Ort festzuhalten. Jeden Tag haben wir neue Erfahrungen gesammelt, oft waren wir abends platt von den ganzen Emotionen und Gedanken, die wir den Tag über erlebt haben. Nachmittags haben wir entweder erneut in der Schule unterrichtet, im Babyhome mitgeholfen oder vor dem Haus mit Kindern aus dem Dorf Ball gespielt. Auch an den Chorproben für die Gottesdienste durften wir teilnehmen. Wenn wir die Zeit hatten, kümmerten wir uns auch gerne um die Hundewelpen auf dem Gelände.

Jeden Abend stand unsere Reflexions-Runde auf dem Programm, in der wir uns über unsere Gedanken und Gefühle ausgetauscht haben. Die gemeinsame Reflexion hat uns noch stärker zusammengeschweißt und jeden von uns in seinem Denken weitergebracht. Vielleicht passt hier das Wort Horizonterweiterung.

Diese Reflexionsrunde nutzen wir aber auch um ernsthafte Gespräche zu führen und Dinge anzusprechen, die uns bedrückten. Natürlich war dieses Workcamp einfach großartig, dennoch befinden wir uns in einer anderen Kultur mit für uns anderen Ansichten. Hier möchten wir darauf aufmerksam machen, dass wir am Rande mitbekamen, wie beispielsweise Kinder von Erwachsenen im Schulsystem durch Schläge oder nach unserer Ansicht andere negativen Sanktionen bestraft wurden. Man sollte sich im Klaren sein, so etwas mitzuerleben. Hier ist nochmal der Zusammenhalt unserer Gruppe zu loben und der Möglichkeit sich jederzeit und jedem anzuvertrauen. Zudem wurden wir auf solch mögliche Situationen bei dem Vorbereitungswochenende von Kolping vorbereitet.

Eindrucksvoll war auch der Tag unserer Abreise. Hier nahmen wir im Babyhome am Gottesdienst zum Weltfrauentag teil und durften im Anschluss mit den Schwestern und den Kindern dort kleine Bäume in den Garten pflanzen. Wer kann schon sagen, dass er zum Weltfrauentag 2019 in Kenia einen Baum gepflanzt hat.

Auf die unvergesslichen drei Wochen in Rangala folgte unsere Reisewoche. Von Rangala aus ging es zurück nach Nairobi und von dort weiter auf Safari in den Massai Mara Nationalpark. Wir hatten das große Glück, die „Big Five“ zu sehen und es war einfach wahnsinnig spannend und prägend, diese wunderschönen Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Nach der viertägigen Safari verbrachten wir die letzten zwei Nächte in Mombasa. Dort haben wir viel Zeit am Strand verbracht, waren im Meer schwimmen und haben abends Activity gespielt. Nach drei Wochen Dorfleben waren die vielen (europäischen) Touristen im Nationalpark und in Mombasa sehr ungewohnt für uns.

Wir haben uns auf Zuhause und auf unsere Familien gefreut. Dennoch fiel der Abschied von Kenia und auch voneinander sehr schwer. Wir hatten einen wirklich besonderen Gruppenzusammenhalt und die entstanden Freundschaften kann uns keiner nehmen. Vier Wochen lang haben wir 24 Stunden miteinander verbracht, da erschien der Gedanke, bald wieder allein zu Hause zu sein, sehr befremdlich. Deswegen haben wir bereits auf dem Rückflug über unsere Wiedersehens-Pläne gesprochen. Das was wir hatten und haben ist wirklich einzigartig. Gemeinsam haben wir in Kenia eine unvergessliche und unglaublich prägende Zeit verbringen dürfen. Gerne werden wir von dieser Zeit berichten und das Konzept des Workcamps weiterempfehlen.

Teilnehmer*in, 2019

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