Erfahrungsberichte

Für zwei Wochen treffen sich Jugendliche verschiedener Nationen unter dem Zeichen des „Interkulturellen Austauschs“.

Das sind große Worte, die eigentlich bedeuten sollen, dass man mit anderen Kulturen in Kontakt kommt, seine Heimat vorstellt und hört, woher der andere kommt, gegenseitig füreinander kocht, im Schwimmbad, beim Geocaching, beim Wikingerschach, bei Diskussionsrunden oder bei verschiedenen Ausflügen (zum Beispiel nach Frankfurt) ins Gespräch miteinander kommt. Es geht darum, sich mit den Themen zu beschäftigen, die Jugendliche in anderen Teilen der Welt bewegen und von den eigenen zu erzählen.

 

Internationale Jugendwochen 2015

Artikel "Kronberger Bote"

Erfahrungsbericht 2015

 

 

Bericht über die Internationalen Jugendwochen 2015

Text: Laura Konieczny

Wie tanzen die Menschen in Tansania? Wie betet man auf Spanisch? Und essen wirklich alle Deutschen ständig Wurst und Käse auf‘s Brot?Diese und andere Fragen haben sich im Juli 18 Jugendliche aus fünf verschiedenen Nationen gestellt – bei den Internationalen Jugendwochen in Kronberg bei Frankfurt.

Ich, Laura Konieczny, durfte diese spannende interkulturelle Begegnung mitorganisieren und miterleben. Jedes Jahr reisen viele junge Menschen mit den Kolping Jugendgemeinschaftsdiensten in die ganze Welt, um in Workcamps oder Freiwilligendiensten andere Länder und ihre Menschen kennenzulernen. Die Jugendwochen sind das Pendant dazu, indem sie die Möglichkeit bieten, Gastgeber für unsere Partner_innen in der ganzen Welt zu sein. So hat das Kolpingwerk in diesem Jahr Mädchen und Jungen aus Russland, Ecuador, Tansania und den USA dazu eingeladen, gemeinsam mit den deutschen Teilnehmer_innen zwei spannende Wochen in Deutschland zu erleben.

Die ersten Highlights nach dem Kennenlernen: eine Stadtrallye durch das beschauliche Kronberg und ein Empfang beim Bürgermeister, bei dem sich alle ins Gästebuch der Stadt eintragen durften. „Das ist eine große Ehre für mich“, freute sich Doricas aus Tansania. Sie und ihre Freunde wurden nicht müde zu betonen, wie aufregend diese Reise nach Deutschland für sie sei.

Den fünf Gruppenleiterinnen war es wichtig, unseren Gästen so viel wie möglich von der vielseitigen deutschen Kultur zu zeigen und gleichzeitig den Austausch über die Besonderheiten ihrer Heimatländer zu erfahren. Aus diesem Grund hat während der Jugendwochen jede Ländergruppe einen kleinen Sprachkurs in ihrer Landessprache und einen Kulturabend mit landestypischen Speisen, Getränken, Tänzen und Spielen organisiert. Seitdem wissen alle Teilnehmenden, dass „Rafiki“ auf Kiswahili „Freund“ bedeutet, Squaredance in den USA ein beliebter Sport ist und es in Ecuador häufig Kartoffelsuppe und frittierte Bananen zum gemeinsamen Abendbrot gibt. Viele Deutsche leben übrigens vegetarisch und essen niemals Wurst. Ein fleischfreies Leben war für einige unserer Gäste unvorstellbar – ebenso wie das mittelalterliche Leben auf einer Burg.

Neben einer Burgführung in Kronberg haben wir außerdem Mainz und Frankfurt am Main besucht. Dabei ging es nicht nur darum unseren Gästen verschiedene Orte in Deutschland zu zeigen, sondern auch um gesellschaftspolitische Themen. Bei einer so genannten Flüchtlingsführung durch Frankfurt wurde vielen von uns – einschließlich der deutschen Teilnehmenden – erst bewusst, was es bedeutet, sein Heimatland auf unbestimmte Zeit verlassen und in Gruppenunterkünften leben zu müssen.

Neben der Asylthematik standen unzählige weitere Themen auf unserem straffen Programm. Wenn Menschen aus verschiedenen Ländern zusammenkommen, gibt es unzählige Meinungen und Erfahrungen, über die es sich diskutieren lässt. Zum Beispiel: Welche Rolle spielen Familie, Freunde und Religion für uns? Oder: Wie entstehen Rassismus und Homophobie? Bei Thementagen zum Thema Wasser und Ressourcen fragten wir uns in Planspielen und Gesprächen, wie wir der Wasser- und Ressourcenknappheit auf unserem Planeten begegnen können und welche Auswirkungen die ungleiche globale Güterverteilung mittelfristig haben kann. Trotz dieser teils schweren Themen hatten wir bei allen Aktionen jede Menge Spaß. Vor allem der Ehrenamtstag, bei dem wir loszogen, um anderen Menschen eine Hilfe zu sein, wird allen wohl noch lange im Gedächtnis bleiben. Und auch nächtliche Abenteuerspiele im Wald, gemeinsame Spaziergänge, ein Ausflug ins Freibad sowie Liederabende am Lagerfeuer bleiben unvergessen.

Während der Internationalen Jugendwochen wurde den Teilnehmenden vor allem eins klar: Es gibt vieles, was uns verbindet. Wir alle essen, tanzen und musizieren gern gemeinsam, lernen neue Menschen kennen und bereiten anderen eine Freude. Wenn 18 junge Menschen 14 Tage lang Tag und Nacht miteinander verbringen, tiefgreifende Gespräche führen und gemeinsam unvergessliche Momente erleben, können tiefe Freundschaften entstehen – die hoffentlich auch Grenzen und Jahre überdauern. Der Abschied mit einer verrückten Abschiedsfeier war so spaßig wie die vorangegangenen Tage, doch nicht tränenfrei. Vielen Dank an die Teilnehmenden und an die vielen engagierten Kooperationspartner_innen – die Jugendwochen 2015 waren etwas ganz Besonderes.

 

 

Jugendwochen 2014 Artikel für das "X-Mag" September /Oktober 2014

Pünktlichkeit und Leberkäse

Bei den Internationalen Jugendwochen lernen junge Menschen aus aller Welt Deutschland kennen. Unser Autor hat diese spannende Begegnung mitorganisiert

Text: Florian Vitello

Minigolf soll typisch deutsch sein? Sauerkraut: ja. Pünktlichkeit: vielleicht auch. Aber Minigolf, echt jetzt?

Es waren zwei Wochen voller Aha-Momente, die wir Ende Juli gemeinsam mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Costa Rica, Südafrika, Ecuador, Polen, Uganda und Tansania erlebt haben: Im hessischen Kronberg trafen wir uns zu den Internationalen Jugendwochen, veranstaltet von den Kolping Jugendgemeinschaftsdiensten. Denn mit Kolping reisen jedes Jahr viele junge Menschen aus Deutschland in die ganze Welt, um in Workcamps und Freiwilligendiensten andere Länder und ihre Menschen kennenzulernen – und die Internationalen Jugendwochen sind quasi unsere Gegeneinladung: Eine Gruppe unserer jungen Projektpartnerinnen und -partner besucht uns, um Deutschland kennenzulernen.

Dieses Jahr also in Kronberg. Dass unsere Gäste eine besondere Gruppe waren, hat auch der Bürgermeister des beschaulichen Taunusstädtchens erkannt: Er hat uns offiziell empfangen, und wir durften uns sogar ins Stadtbuch eintragen. Und los ging ein vollgepacktes, abwechslungsreiches Programm.

Als deutschen Teilnehmenden war es uns ein Anliegen, unser Land aus möglichst vielen Blickwinkeln zu zeigen. So staunte die Gruppe sehr, als wir nach einigen Tagen eine Obdachlosen­hilfe in Frankfurt besuchten, den Franziskustreff – ein krasser Kontrast zum gepflegten, kleinen Kronberg mit seinen vielen Millionären und schier endlos vielen Sport- und Geländewagen. Der Höhepunkt des Tages war dann eine Führung im Commerzbank-Tower: Mit Hochgeschwindigkeitsaufzügen rasten wir in 40 Sekunden hinauf zum 49. Stock des Hochhauses, um einen traumhaften Panorama-Rundumblick auf Frankfurt zu genießen – in 258 Metern Höhe. Und bei der Besichtigung einer Ritterburg und der Tagesexkursion in den Hessenpark konnten nicht nur die ausländischen Teilnehmen­den etwas dazulernen.

Wenn Menschen aus so vielen Ländern beieinander sind, gibt es natürlich auch viel Spannendes zu diskutieren: wie auf unserem Planeten die Ressourcen verteilt sind, welchen Umgang wir mit unserer Umwelt pflegen – und ob wir selbst global etwas verändern und bewirken können. Immer wieder suchten wir den Diskurs über brisante Themen wie die Entstehung von Rassismus, Diskriminierung oder die Probleme und Chancen der interkulturellen Kommunikation. So beendeten wir etwa unseren Wassertag, bei dem wir ausführlich über die weltweite alarmierende Wasserknappheit sprachen und jeder seinen ökologischen Fußabdruck errechnete, provokativ mit einem Besuch im Freibad.

Bei internationalen Abenden präsentierten wir uns gegenseitig landestypische Essen, Rituale oder musikalische Beiträge – und waren schon wieder mal mitten im Thema: „Grillen ist typisch deutsch“, fanden wir. Aber was ist eigentlich typisch deutsch? Natürlich gab es da so viele Meinungen wie Debattierende. Am Ende hatten wir zwar keine letztgültigen Antworten, aber in ein paar Punkten waren wir uns einig. Erstens: Deutschland ist (wie überhaupt jedes Land auf dieser Welt) unheimlich divers, jede und jeder hat ein eigenes Bild von Heimat. Und das fällt uns, zweitens, überhaupt erst auf, sobald man auf Menschen aus anderen Regionen trifft. Drittens: Zu den Punkten, die wir alle als typisch deutsch empfanden, gehörte neben dem Grillen auch einiges an Essen, das wir in der Jugendherberge bekamen: Käsespätzle zum Beispiel, Leberkäse, Apfelkompott, Streuselkuchen, Fruchtquark, Sauerkraut, Eintopf, Buchstabensuppe, Brötchen, Brot oder Frikadellen. Aber auch: straffe Zeitpläne und Pünktlichkeit. Überhaupt die Tatsache, einen Plan oder Zeitplan zu haben. Und eben Minigolf – das machte allen Teilnehmenden großen Spaß.

Immer wieder haben wir mit großen Augen Unterschiede und Gemeinsamkeiten entdeckt und bestaunt. Durch das Teilen des Alltags, das Lösen kniffliger Aufgaben bei einer Stadtrallye, Spiele und gemeinsamen Sport lernten wir einander besser kennen und wuchsen als Gruppe zusammen.

So vergingen die zwei Wochen natürlich wie im Flug. Denn es war immer Zeit, sich angeregt auszutauschen und Freund­schaften zu knüpfen – bis zur verrückten Abschiedsfeier und einem teils tränenreichen Abschied. Vielen Dank an die wundervollen Teilnehmenden und an die vielen engagierten Kooperationspartnerinnen und -partner – es war ein unvergessliches Ereignis!

 

 

Internationale Jugendwochen 2012 in Bad Breisig

Text: Sabrina Trost

Das waren die Internationalen Jugendwochen 2012…

Sie waren bunt, fröhlich, multikulturell und bereichernd!!!

In diesem Jahr nahmen 12 Jugendliche aus Deutschland, 4 Jugendliche aus Indonesien und ebenfalls vier junge Erwachsene von Kolping Ecuador teil. Sie verbrachten gemeinsam 2 Wochen im FPZ Eifeldorf in Bad Breisig, einem beschaulichen Kurort am Rande der Vulkaneifel. Gemeinsam durchlebten sie ein abwechslungsreiches Programm, tauschten sich über ihre Kulturen aus und schlossen Freundschaften.

Es gab viele Kooperationen mit ortsansässigen Vereinen. Mit dem Deutschen Naturschutzbund wurde eine Bank angestrichen und zusammengebaut, eine Plattform für diese gebaut und eine große Hecke zurückgeschnitten, so dass eine neuer Aussichts- und Ruheplatz für Wanderer entstanden ist. Des Weiteren wanderte die Gruppe gemeinsam mit Mitgliedern der NABU den Quellwanderweg, wobei sie an Zeitzeichen der Römer vorbeispazierten. An einem anderen Tag wanderten die Jugendlichen gemeinsam mit dem Eifelverein. Unterwegs tauschten sich die Generationen angeregt über Ihre Länder und Lebenserfahrungen aus. Trotz Sprachbarrieren auf beiden Seiten kehrten alle zufrieden am Nachmittag in einem traditionellen Wandercafé zum Kuchenessen ein. Gemeinsam mit Jugendlichen aus Bad Breisig wurde ein Internationales Sportfest gefeiert. Die Jugendlichen boten sich gegenseitig Workshops an z. B. einen Box- und Salsa-Workshop. Neben den Workshops wurde sich ausgetauscht und sich gegenseitig traditionelle Tänze beigebracht.

Ein Tag stand ganz im Zeichen der Kunst. Künstler aus Bad Breisig gaben den Teilnehmenden Einblick in Ihre Arbeit und öffneten Ihre Türen. Nachdem am Vormittag eine Vielfalt an Techniken, Farben, Formen und Materialien bestaunt werden konnte, durften am Nachmittag alle ein eigenes Kunstwerk erschaffen. Im Rathaus von Bad Breisig durften die Teilnehmenden ihre eigenen Leinwände zum dem Thema „All you need“ gestalten. Die ortsansässigen Künstler stellten alle Materialen und standen unterstützend zur Seite.

„All you need“ war das Motto der diesjährigen Jugendwochen. Was braucht der Mensch zum Leben und zum Glücklichsein? Dieses Motto tauchte nicht nur im Gottesdienst auf, welchen die Jugendlichen an einem Sonntag mitgestalteten, sondern auch im weiteren Programm der Jugendwochen. So wurde ein Planspiel und ein Worldcafé zum Thema veranstaltet. Als Kontrast dazu begingen alle gemeinsam eine Casinonacht und machten sich anschließende Gedanken, wie viel Geld der Mensch braucht, um glücklich zu sein. In den vielen Diskussionen waren Unterschiede aber auch immer wieder Gemeinsamkeiten zu erkennen.

Tagesausflüge wurden nach Bonn in das Haus der Geschichte, in einen Waldkletterpark sowie nach Koblenz unternommen.

Weitere Programmpunkte waren unter anderem ein gemeinsamer Grillabend, eine Improvisationstheater-Nacht, eine Filmnacht, ein Internationaler Abend und vieles mehr.

Die Zeit verging viel zu schnell und viele der Teilnehmenden möchten sich in den nächsten Jahren gegenseitig besuchen.

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