Workcamp Ecuador – Santo Domingo 2017

Nach einem tollen Kennenlernworkshop in Bonn traf sich unsere Gruppe, mit zum Teil neuer Besatzung in Frankfurt am Main am Flughafen wieder.

Wir waren alle voller Vorfreude und schon sehr aufgeregt und gespannt, wie es sein würde, 5 Wochen lang mit 4 fremden Personen zu reisen. Doch schon der Flug nach Panama, wo wir nach 5 Stunden Aufenthalt in den nächsten Flieger Richtung Quito stiegen, war sehr unterhaltsam und ließ vermuten, dass die nächsten 5 Wochen nicht langweilig werden würden. In Panama genossen wir dann die Privilegien unseres Businessfluges nach Quito und probierten in der Copa-Lounge einige typische lateinamerikanische Getränke. In Quito angekommen (ca. 0:00 Uhr Ortszeit) erwarteten uns schon José, der Leiter der Sprachschule Cristobal Colón, die wir eine Woche lang in Quito besuchten und ein Freund. Diese beiden freundlichen Männer halfen uns mit dem Gepäck und brachten uns zu unseren Gastfamilien. Völlig geschlaucht von den Flügen kamen wir bei unseren Gastfamilien an und wurden sehr herzlich empfangen. Generell kann an dieser Stelle gesagt werden, dass die Ecuadorianer unglaublich herzliche und vor allem hilfsbereite Menschen sind. Sollte man ratlos auf der Straße stehen und nicht weiterwissen, wird man direkt angesprochen und gefragt, wo man hin möchte und ob man einem behilflich sein kann. Die erste Woche verbrachten wir also in der Hauptstadt, die 2.800 m über dem Meeresspiegel liegt. Diese Höhe machte sich zum Glück nur im geringen Maße bei einigen Teilnehmern bemerkbar. In Quito erklommen wir den Pichincha und den Itchimbia von wo aus man einen wundervollen Blick auf die weitläufige Stadt hat. Zudem besuchten wir Essens- und Alpakamärkte und ließen uns durch die Straßen Quitos treiben. Was man in Quito bzw. in Ecuador unbedingt gemacht haben muss: Karaoke singen. Es gibt unzählige Karaokebars, in denen man seine Gesangstalente zum Vorschein bringen kann.

Das erste Wochenende verbrachten wir in Mindo, wo wir die Abenteuerlust unserer Gruppe mit Canopy und einem Tarzansprung ausreizten. Die Landschaft in Mindo ist wirklich atemberaubend und man bekommt einen ersten Eindruck von der Schönheit und Vielfalt des Landes Ecuador. Sehr amüsant und nicht für jeder Mann geeignet ist die Fahrt dorthin. Generell sind die quietschbunten und mit Jesus- und Mariabildern übersäten Reisebusse das einzige und kostengünstige Transportmittel, das Reisende von A nach B bringt. Von Quito nach Mindo ist die Fahrt dahingehend eine Herausforderung, als dass man die ganze Zeit in Schlangenlinien die Berge überquert. Aber die Strapazen lohnen sich.

Nach dem Wochenende ging die Reise für uns weiter nach Santo Domingo – unser Aufenthaltsort für die 3-wöchige Projektdauer. Santo Domingo an sich ist keine schöne Stadt. Sie ist sehr grau und nicht wirklich freundlich, auch wenn die bunten Läden in der Innenstadt versuchen mit diesem Bild zu brechen. Das Kinderheim Valle Feliz, in welchem wir wohnten und arbeiteten, ist eine kleine Welt, die sich von der tristen und hektischen Stadt Santo Domingo abhebt. Denn auf dem Gelände des Valle gibt es viele grüne Flächen und einige kleine wohlbehütete Häuschen, in denen die Kinder, die Schwestern und die Hausmütter leben. In der Mitte des Geländes ist ein kleiner Park mit Spielmöglichkeiten für die Kinder. Eine der Bänke im Park erkoren wir als den perfekten Platz für abendliche Reflexionen und Gespräche aus. Unser Projekt im Valle Feliz bezog sich auf die Verschönerung und Gestaltung der Gärten des Valles, sowie der Errichtung eines Beetes für den Anbau von Gemüse. Letzteres übernahmen die zwei Jungs unserer Gruppe, während die Mädels jeden Vormittag ihrer Kreativität beim Bemalen von Steinen und Reifen, die später in die Gärten vor den Häusern gelegt wurden, freien Lauf lassen konnten. Das Fällen des Bambus und die Konstruktion der Beete war zum Teil eine anstrengende Arbeit, die mit Blasen und kleineren Verletzung verbunden war, aber trotzdem Spaß machte. Nach einer nahrhaften und meist sehr sättigenden Mahlzeit am Mittag, gestalteten wir den Nachmittag der Kinder, indem wir Zirkus-, Tanz -und Spielnachmittage anboten. Gegen 17/18 Uhr hatten wir dann „Feierabend“ und Zeit für ein gemütliches Beisammensein im Park, Basket- oder Fußballspielen mit den Kindern auf dem Sportplatz des Valles oder eine kleine Karaokesession in der zona roja Santo Domingos.

Das nächste Wochenende verbrachten wir an der Nordwestküste Ecuadors, in Cojimies. Ein Ort, der von den Auswirkungen des Erdbebens im Frühjahr 2016 noch stark gekennzeichnet ist, aber trotzdem eine gemütliche Atmosphäre ausstrahlt und zum Entspannen tagsüber an den Strand und abends in die Strandbars, wo man mit Sicherheit auf Einheimische trifft, einlädt. Am darauffolgenden Wochenende erklommen wir den Vulkan Cotopaxi. Aufgrund des Wetters sahen wir von dort oben (wir stiegen bis auf 4.864 m) nicht viel, dennoch eine super Aktion und eine tolles Gefühl.

Das Ende unseres Aufenthaltes im Valle Feliz näherte sich also mit großen Schritten. Am vorletzten Tag gestalteten wir einen deutschen Nachmittag, mit vielen Spielen und der humorvoll überzeichneten Vorstellung der Deutschen und Deutschlands. Es war ein gelungenes Fest, das allen sehr viel Freude bereitete und einen super Abschluss dieser drei gemeinsamen Wochen darstellte. Nun brach schon die letzte Woche und damit unsere Reisewoche an. Wir entschieden uns den Reisebusservice Ecuadors nun auch mal über Nacht auszuprobieren, um somit mehr Zeit am Zielort verbringen zu können. Dies klappte sehr gut, da die Busse erfreulicherweise nachts viel weniger Zeit für dieselbe Strecke brauchen, als tagsüber. Der erste Stopp war Puerto Lopez an der Westküste Ecuadors. Ein sehr schöner, kleiner Ort, der nicht weit von der Isla de la Plata entfernt liegt und viele Unternehmungsmöglichkeiten bietet. Nach einem entspannten Strandtag, der von Akrobatik- und Schwimmversuchen im Pazifik geprägt war, fuhren wir am nächsten Tag zur Isla de la Plata. Dieser Ausflug wurde von der Agentur Palo Santo (31$ p.P.) organisiert. Auf dem Weg zur Isla machten wir einen Halt mitten auf dem Pazifik und bekamen die einmalige Gelegenheit Wale zu sehen. Ca. 30 Minuten lang waren wir nur einige Meter von den Walen entfernt und konnten diese beobachten, Fotos schießen, Videos drehen etc. Auf der Isla de la Plata gab es vor allem die „Blue footed Boobies“ (Blaufußtöpel) zu sehen. Nach einem kleinen Snack auf dem Boot, von wo aus wir bereits Meeresschildkröten und bunte Fische sehen konnten, ging es dann zum Schnorcheln in eine Bucht – ein wirklich sehr schönes, unvergessliches Erlebnis.

Nach der Küste zog es uns nochmal ins Landesinnere an die Grenze des Amazonas: nach Baños. Dieser Ort ist aufgrund seiner malerischen Landschaft, die einem das Gefühl von Freiheit und Grenzenlosigkeit vermittelt, auf jeden Fall sehenswert. Am ersten Tag ließen wir uns in der Stadt treiben und entspannten am Abend zunächst in einer der Thermen Baños und danach bei einer Partie Billard. Den nächsten Tag begannen wir mit einem entspannten Frühstück in unserem Hotel Chimenea. Danach erkundeten wir die Umgebung mit ausgeliehenen Fahrrädern. Bei Fahrtwind und Sonnenstrahlen genossen wir die unglaublichen Landschaften, die sich hinter jeder Kurve von neuem vor uns auftaten. Zudem besichtigten wir einige Wasserfälle und entspannten am Fluss. Den letzten Tag in Baños widmeten wir unserer Wanderbegeisterung. Unerschrocken erklommen wir, auf nicht gerade touristentauglichen Wegen „La casa del arból“ von wo aus man die perfekte Sicht auf den Vulkan Tungurahua hat. Außerdem macht eine Riesenschaukel, mit welcher man über eine Schlucht Richtung Dschungel schaukelt, diesen Ort sehr attraktiv. Am nächsten Morgen ging es dann wieder Richtung Quito, wo wir José aus der Sprachschule noch einen Besuch abstatten und den letzten Abend gebührend dort verbrachten, wo unsere Reise begonnen hatte: in Julios Karaokebar.

Insgesamt kann gesagt werden, dass diese paar Zeilen bei Weitem nicht das ausdrücken können, was wir erlebt haben. Ecuador ist so ein unglaublich vielfältiges Land. Wir haben so viele Eindrücke mitgenommen, die uns sprachlos zurückließen, oder uns zum Nach- und Umdenken anregten. Die ecuadorianischen Bürger sind unglaublich hilfsbereite, nette Leute und diese Herzlichkeit und Freundlichkeit half uns, sich in dem Land wohl und willkommen zu fühlen. Auch die Zeit im Valle Feliz wird unvergessen bleiben. Wir hatten dort immer das Gefühl, dass unsere Arbeit (im Garten und mit den Kindern) geschätzt und gebraucht wird. Die Bindung zu den Kindern wurde auch von Tag zu Tag stärker, sodass der Abschied nach drei Wochen nicht leicht fiel. Wir verbrachten eine unglaublich intensive Zeit miteinander und sind glücklich diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.

Wir verbrachten eine unglaublich intensive Zeit miteinander und sind glücklich diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen.

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