Workcamp Südafrika – Dysseldorp 2015

Ist die Welt nun schwarz oder weiß? - Die Welt in Dysseldorp ist „coloured“...

Dysselsdorp ist eine der ärmsten Städte der Region rund um Kapstadt. Sie gehört zur Western Cape Province und befindet sich zwischen den Bergen in der Kleinen Karoo. Von der geologischen Lage befindet sich Dysselsdorp am Rande einer Halbwüste. Jedoch ist eine Vielfalt von kleinen Büschen und Sträuchern zu sehen. Die Durchschnittstemperatur beträgt 26 °C. Bei Sonnenschein steigen die Temperaturen direkt an. In der Nacht ist es eher kühl.

Die Stadt hat gut 12.000 Einwohner. Neben zahlreichen Kirchen lassen sich kleinere „Tante-Emma-Lädchen“ entdecken, welche die Stadt mit Lebensmitteln und Haushaltsutensilien versorgen. Die meisten Bewohner der Stadt sind Selbstversorger. Dies ist auf die traurige Tatsache zurück zu führen, dass viele Menschen keine Arbeit haben und somit von Armut bedroht sind. Der Mangel an Arbeitsplätzen ist Hauptursache für die vielen sozialen Probleme in der Stadt. Das Projekt „Soziale Arbeit in Dysselsdorp“ beschäftigt sich ausgiebig mit den sozialen Problemen vor Ort. Das Workcamp setzte sich als Ziel, eine umfangreiche Problemanalyse der sozialen Verhältnisse vorzunehmen. Um die Untersuchung fundieren zu können, befragten die Teilnehmenden des Workcamps Mitarbeitende von Schulen, Kindergärten, der Tagesklinik, der Sozialstation, ihre Projektpartnerin und einige Bewohner_innen der Stadt. Im Anschluss wurden die gewonnenen Erkenntnisse zusammen getragen, analysiert, diskutiert und in Form eines Exposés festgehalten. Das Exposé enthält die Problemlagen, wie z.B. Armut, Arbeitslosigkeit, Teenagerschwangerschaften, Gesundheit & HIV/AIDS, Ernährung, Bildung, Alkohol- & Drogenmissbrauch, Freizeitgestaltung, Genderthematiken, Kriminalität, Zukunftsperspektiven und die Rassenproblematik. Im Anschluss werden die Problematiken mit den gewonnenen Eindrücken der Workcampteilnehmenden, welche in Kapstadt aktiv waren, in Kontrast gesetzt. Des Weiteren sind die sozialpädagogischen Interventionen und Mittelvermerkt, die die Stadt zur Verfügung hat und wie diese eingesetzt werden. Zusätzlich wird das Werte- und Normensystem der Einwohner_innen analysiert und eingeschätzt. Abschließend wird ein Vergleich zu Deutschland gezogen, indem deutlich gezeigt wird, dass es erhebliche Parallelen zwischen den Ländern gibt und, dass beide Kulturen voneinander lernen können. Das Exposé ist Kolping übergeben worden und soll als Basis für die nächsten Teilnehmenden dienen, um Dysselsdorp in Zukunft sozial zu bereichern.

Neben der Erhebung haben die Teilnehmenden zusätzlich einige Zeit in der Highschool und in Kindergärten verbracht. Nac heiner kurzen Hospitationsphase konnten alle Teilnehmenden aktiv werden und kleinere Aufgaben im Alltag der sozialen Einrichtungen übernehmen. Unter die Aufgaben fielen z.B. das Vorbereiten und Halten einer Unterrichtsstunde in der Highschool, das Unterstützen der Erzieher im Kindergarten und die Gestaltung von spielerischen Elementen während des Kindergartenalltages. Sowohl im Kindergarten als auch in der freien Freizeitgestaltung konnte das Workcamp mit kreativen Ideen die Stadt bereichern. Das Spielen mit den Kindern wurde von allen sehr positiv angenommen. Schnell waren die vier Workcampteilnehmenden in der Stadt bekannt...

Der zunehmende Bekanntheitsgrad der Teilnehmenden bereitete der Workcampgruppe sowohl positive als auch negative Erfahrungen. Zum einen genossen die Vier großes Ansehen und wurden von einigen als Vorbild angesehen. Die Kolpinggruppe bekam eine große Aufmerksamkeit... Auf der anderen Seite waren sie vier Fremde, welche aus diesem Grund anfangs seltsam beäugt wurden. Der Gruppe gelang es jedoch schnell, in einen interkulturellen Austausch zu gelangen und die Hemmungen der gegenseitigen Fremdheit zu überwinden. Ein einschlägiges Beispiel hierzu ist eine spontane Mülleinsammelaktion auf dem Kolpinggelände zu Beginn des Workcamps. Hierbei schlossen sich schnell Bewohner*innen Dysselsdorps der Gruppe an, um den herumliegenden Müll aufzusammeln... Das Kolpinggelände umfasst einen recht großen Gebäudekomplex mit mehreren Zimmern, einer geräumigen Küche, sowie einen großen Speisesaal, einen Waschraum und eine kleine Kapelle. Die Zimmer sind recht komfortabel mit Kleiderschrank, zwei Betten und einem eigenen Badezimmer ausgestattet. Das Gelände verfügt über einen schönen Innenhof mit Gärten, sowie einen großen Gartenbereich außerhalb des Hauses. Die Mitte des Innenhofes ziert eine große Kolpingstatue. Bewacht wird das Haus von Sicherheitspersonal und zwei knuddeligen Wachhunden.Täglich wurden die Teilnehmenden von dem umfangreichen Essen des Küchenpersonals überwältigt und genossen es in vollen Zügen. Während der Workcampzeit konnten sie erleben, wie das Kolpinghaus als Ausbildungsstätte für handwerkliche Berufe genutzt wurde.

Natürlich wollten die vier Workcampteilnehmenden das Land mit seinen Geheimnissen entdecken, weshalb sie die Zeit am Wochenende und in der Reisewoche nutzten, um mehr vom Land zu sehen und zu lernen. U. a. besuchte die Gruppe die Orte Oudtshoorn, Mosselbay, George, Kapstadt, Jefferey‘s Bay, Port Elisabeth und East-London. Die Gruppe unternahm Wanderungen in der Gegend rund um Dysselsdorp und besuchte die Tropfsteinhöhlen in den Bergen. Des Weiteren ließen sie es sich nicht nehmen, einen Ritt auf einen Strauß zu versuchen. Auf der Suche nach wildlebenden Tieren konnte die Gruppe bei aufmerksamen Fahrten durch das Land einige Tiere entdecken... Der Besuch des Addo Nationalparks war natürlich ein Highlight. Während des Besuches in Kapstadt besuchte die Gruppe unter anderem das Kap der guten Hoffnung, wo sie Wale entdecken konnte. Kulinarisch testeten die Vier ein Straußenei.

Auch das Trockenfleisch entpuppte sich als Highlight. Abgesehen von dem, in Fett gebackenen Brot (Fatcook) und den frittierten Kartoffelchips war die Ernährung sehr ausgewogen, reichhaltig und lecker. Auf ihrer Reisewoche erlebte die Gruppe zusätzliche Highlights. Die Woche begann mit einer Tour im Power Vanin George. Die Gruppe fuhr die Berge rund um George hinauf und genoss die Landschaft. Auf den Bergen konnten die vier wieder einige Paviane sehen. Im Anschluss besuchte die Gruppe das Transportmuseum in George, weil es zu der Power Van-Tour dazugehörte. An den weiteren Tagen besuchte die Gruppe noch die Tsistikama. Dies ist ein Regenwaldgebiet auf der Garden Route Richtung Osten. Sie besuchten die weltgrößte Bungeejumpingbrücke der Welt und wanderten an der Stelle entlang, wo der Stormy River das Meer berührt. Ein besonderes Highlight in der Tsistikama war das Watertubing.

Des Weiteren gingen die vier auf Safari im Addo Elefant Nationalpark. Sie sahen einige Tiere, jedoch gefiel der Gruppe der Ausflug eher weniger. Anschließend genoss die Gruppe den Sonnenuntergang am Strand von Port Elisabeth, sowie einen Strandtag in Jefferey‘s Bay. Ein kleiner Ausflug nach St. Francis Bay und zum Billabong rundete die Reisewoche ab. Den letzten Tag verbrachten die Teilnehmenden in East London, da von dort aus der Rückflug nach Deutschland anstand. Die Reisewoche gestalteten die vier zusammen mit ihrer Projektpartnerin Sandra, die die Gruppe während der Reisewoche begleitete. Als Dankeschön an die Projektpartnerin und das Kolpingpersonal gestalteten die Teilnehmenden des Workcamps zwei deutsche Abende mit deutscher Küche, deutscher Musik, und europäischem Tanz, sowie mit deutschen Volks- & Kinder-liedern. Zu essen gab es Toast Hawaii, Zwiebelkuchen, Kohlrouladen, Krautsalat, Haferkekse und Apfelküchlein. Die deutsche Kost kam sehr gut bei den Projektpartner_innen an. Nach 4 Wochen trat die Gruppe erschöpft, aber glücklich, die Reise nach Hause an. Die vier nehmen viele Erlebnisse und Eindrücke mit nach Hause. Jeder der Teilnehmenden hat in den letzten Wochen Hürden und Strapazen auf sich genommen, an denen er persönlich gewachsen ist. Alle Teilnehmenden fanden den Aufenthalt in Südafrika äußerst bereichernd und fliegen sowohl mit einem weinenden als auch mit einem lachenden Auge zurück in die Heimat.

Südafrika ist ein Land zum Verlieben und will ständig neu entdeckt werden. Viele Kontakte wurden geknüpft und werden schweren Herzens zurückgelassen. Doch klar ist, wir kommen wieder nach Südafrika! Wir wünschen dem Workcamp für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg!

Teilnehmer*in 2015

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