Mara in Tansania

Mara leistete 2010/2011 einen Freiwilligendienst in Mwanga, Tansania. Hier ihre Berichte...

 

Zu Anfang:

Nun bin ich bereits wieder einen Monat in Tansania und seit drei Wochen bin ich nun auch in Mwanga, meinem Projektort. Am Anfang musste ich mich erst einmal wieder an die Stille des Dorfes gewöhnen. Im letzten Jahr war ich natürlich mit neun anderen Leuten vom Workcamp dort, und alles war neu und aufregend. Dieses Jahr kommt mir vieles schon sehr bekannt vor; allerdings bekomme ich eine tiefere Sicht in das Dorf und Land und Leute. Das kommt nicht zuletzt dadurch, dass mein Kiswahili eigentlich immer besser wird. Natürlich verstehe ich nach so kurzer Zeit noch sehr, sehr vieles nicht, aber ich bin zufrieden und kann mich auch schon ein bisschen mit anderen austauschen. Wenn nicht immer mit Wörtern, dann eben mit Händen und Füßen und viel Gelächter. So habe ich neulich das deutsche Schulsystem und das Verhältnis zwischen Deutschland, England und den USA vor und nach dem Zweiten Weltkrieg anschaulich mit Händen und Füßen und ein paar Brocken Kiswahili erklärt. Wunderlicher Weise haben die Leute, glaube ich, verstanden, was ich ihnen sagen wollte. Sobald man mit Kiswahili anfängt, denken lustigerweise alle Leute, dass man wohl fließend Kiswahili spricht, so dass man in lustige Situationen kommt. Dadurch denkt eine der Mamas (Selina, so werden alle hier genannt, die Kinder haben), die hier für uns kocht und mit der ich mich recht gut verstehe, nun wohl, dass man in Deutschland bloß in eine „Organisation“ gehen muss, wenn man nach Tansania fliegen möchte, und die würden sich dann um alles kümmern und auch zahlen. Die Vokabeln „Reisebüro“ und „buchen“ fehlten mir leider in dem Gespräch. Bei Gelegenheit und einigem Nachschlagen im Wörterbuch, werde ich nochmal versuchen dieses kleine, nicht ganz der Wahrheit entsprechende Detail richtig zu stellen.

Die Sprache ist sowieso so eine Sache... die meisten Bewohner Mwangas sind Wairaq, das heißt sie sprechen untereinander nicht Kiswahili, sondern Kiiraq. Die Sprache gibt es in geschriebener Weise eigentlich gar nicht und ist leider für uns fast unmöglich auszusprechen. Trotzdem sind einige um uns herum der festen Überzeugung, wir würden Kiiraq nach dem Jahr ohne Probleme sprechen und verstehen können. Ich denke, da werde ich sie enttäuschen müssen. Sehr süß ist auch, dass einige Mamas um uns herum meinen, wenn man etwas nicht versteht, aber richtig nachsprechen kann, man hätte nun gelernt und würde das Wort nun beherrschen. Der zufriedene Blick nach dem „erfolgreichen“ Beibringen der Sprache ist wirklich zum Schmunzeln...

Ich wohne mit Anja, der anderen Freiwilligen, in dem Gästehaus, in dem ich auch letztes Jahr schon gewohnt habe. Dort haben wir beide ein eigenes Zimmer. Ich arbeite von morgens um 7 Uhr bis 12 Uhr in der Secondary School, also der weiterführenden Schule nach der siebenjährigen Grundschule. Dort unterrichte ich in zwei Klassen Englisch bei den Jüngsten. Dorthin fahre ich mit dem Fahrrad, denn zu Fuß müsste man eine dreiviertel Stunde laufen. Auch wenn der Weg mittags bergauf in der Äquatorsonne schon sehr anstrengend ist. Die erste Stunde fängt meist erst um 7:40 Uhr an; allerdings habe ich vor 8 Uhr auch noch nie angefangen zu unterrichten. Das liegt aber nicht an mir, sondern daran, dass zunächst morgens eine Aufstellung aller Schüler gemacht wird. Danach singen alle Schüler das Schullied und die Nationalhymne. Das allerdings auch eher mit weniger Begeisterung. Montags gibt es dann noch den Check, ob die Hände sauber sind... bei unsauberen Schuhen und dreckigen Händen, gibt es einen Schlag mit dem Stock.

Meine Klassen, da sie ja die Jüngsten sind, müssen jeden Tag Wasser zur Küche schleppen, da in der Schule gekocht wird. Ich bin die einzige Frau im Kollegium. Ansonsten gibt es ein paar festangestellte Lehrer und ein paar Studenten, die unterrichten, um sich das Studium zu finanzieren. Sind aber alle sehr nett zu mir.

Das Unterrichten macht mir Spaß, auch wenn es sehr anstrengend ist. Die Schüler sind sehr unterschiedlich stark. Manche machen sehr gut mit und andere verstehen recht wenig. Ich unterrichte auf Englisch und versuche es mit ein paar Wörtern Kiswahili zu unterstützen, wenn sie es nicht verstehen. Ansonsten mache ich eben auch vieles vor. In den Klassen sind so 30 bis 45 Schüler. Also weniger als in den Grundschulen letztes Jahr. Die Schüler haben aber eben keine Schulbücher, sondern nur Hefte und Stifte (fast alle zumindest). Der Rest passiert eben vorne an der Tafel von mir aus. Das ist schon eine Herausforderung, muss ich sagen. Aber es klappt, und die Schüler kommen gern. Sie freuen sich übrigens, dass ich ihnen auf ihre Anfrage hin am Ende der Stunde immer ein paar Wörter Deutsch beibringe.

Ich habe es übrigens geschafft, einen Stundenplan zu bekommen. Das war gar nicht so leicht. Da ich nur bis mittags bleibe, mussten Stunden für mich umgelegt werden, damit ich nur morgens unterrichte. Hat aber geklappt. Eine Schülerin wurde abkommandiert, mir einen Stundenplan für morgens zu erstellen. Das gibt zumindest mir als Europäerin ein gutes Gefühl. Es heißt nicht, dass das Klassenzimmer immer frei ist, wenn ich unterrichten möchte. Wenn ein anderer Lehrer gerade dort unterrichtet, weil er dazu Lust hat, dann muss ich eben nochmal warten, bis er fertig ist und dann beginnen. Auf die Dauer werde ich aber versuchen, nochmal ein paar anderen Klassen zu unterrichten, da es so noch etwas wenig ist. Der Schulleiter war aber der festen Überzeugung, anderthalb Stunden pro Morgen reichen erstmal...sonst würde ich mich ja überarbeiten... Nachmittags unterrichte ich auch noch Englisch in der Kolpingschule. Dort bekommen Schüler eine Ausbildung in einer Nähschule oder in einer Werkstattschule. Sie sind zwischen 15 und 18 Jahren. Sie haben es wie sehr viele eben nicht auf die Secondary School geschafft. Dort macht es mir auch viel Spaß. Sie sind sehr motiviert, ich kann aber bei den Grundlagen beginnen. Da ich kein Buch für den Unterricht habe, ist es manchmal gar nicht so leicht, sich etwas auszudenken. Aber bisher klappt es. Vor allem hier spreche ich im Unterricht auch Kiswahili, weil Englisch eben zu schwer ist. Dabei lerne ich aber selbst noch.
Ihr hört also, es geht mir gut und es wird sich prima um uns gekümmert. Alle sind sehr hilfsbereit, neugierig, sich mit uns zu unterhalten und freuen sich, wenn man auf sie zugeht.

Unangenehme Situationen kenne ich kaum. Allerdings passiert es mir auf dem Schulweg öfter, dass ich um Geld gefragt werde. Auch in der Kirche wurde ich bereits bei der Kollekte von einer älteren Dame um Geld gebeten, damit auch sie etwas zur Kollekte beitragen kann. Das sind schwierige Situationen, die mir teilweise auch sehr nah gehen.

Ich werde in den nächsten Wochen irgendwann zu einer Familie ziehen. Die muss ich mir aber erst noch aussuchen. Außerdem habe ich angefangen, im Chor mitzusingen, was nicht leicht ist, da ich mir die Texte nicht merken kann. Aber das werde ich auf jeden Fall erstmal fortsetzen. Die Mädels und Jungs dort sind, glaube ich, auch etwa in meinem Alter.

Nun genieße ich gerade meine erste Woche Schulferien. Ich hoffe, es geht euch allen gut. Mir geht es auf jeden Fall bestens.

 

Nach 3 Monaten:

Ich wohne nun seit einem Monat in einer Gastfamilie, die ich mir selbst ausgesucht habe. Dadurch erfährt man wirklich nochmal mehr über die Kultur und die Sitten, und die Sprache wird dadurch auch rasant besser, auch wenn zu Hause überwiegend Kiiraq, die Sprache meiner Familie, gesprochen wird, was einfach tatsächlich unmöglich zu verstehen ist.

Meine Familie besteht aus meiner tratschfreudigen Anfang vierzigjährigen Gastmutter und ihrem Mann, ihren sechs Kindern, ihrer Nichte mit einjährigem Kind und mir. Wir sind also elf Leute. Mein Gastvater arbeitet als Arzt in der Krankenstation. Studiert hat er aber nicht. Meine Gastmutter hilft in der Krankenstation den Krankenschwestern. Ein Rätsel bleibt auch das wahre Alter meiner Gastgeschwister, denn das ändert sich wöchentlich mit dem Spielraum von zwei Jahren, wenn ich danach frage. Aber es ist ja nun auch nicht so ausschlaggebend, ob jemand zehn oder zwölf Jahre alt ist. Die Kinder sind ungefähr zwischen einem und 18 Jahren. Das Ganze ist also bunt gemischt.

Das Haus ist für unsere Verhältnisse klein. Über den Eingangshof geht man direkt in den gemeinschaftlichen Wohnraum. Der ist vielleicht zwölf Quadratmeter groß. Rechts und links davon befinden sich die zwei Schlafräume, die etwas grösser sind. In einem schlafen die Eltern, im anderen die Kinder, die sich zwei Betten teilen. Ich habe allerdings mein eigenes Zimmer und auch ein Moskitonetz. Da bin ich dann aber auch schon  die einzige. Für die anderen Betten ist es angeblich unmöglich, Netze anzubringen... Im Haus sind zwar Wände, aber man hört trotzdem alles voneinander, da nicht wie in deutschen Häusern auch eine Decke eingebaut ist, sondern die Wände einfach im Nichts enden und man direkt das Wellblechdach sieht. Die erste Nacht in der Familie konnte ich überhaupt nicht schlafen, da die ganze Nacht das Radio in voller Lautstärke lief. Das lag daran, dass mein Gastvater eben manchmal gern nachts Radio hört, hat meine Gastschwester mir daraufhin erzählt. Daran sieht man dann auch schon die Hierarchie in der Familie. Der Vater steht über der Mutter, und die Kinder sind auch nach Groß und Klein bevor oder benachteiligt. Das gilt allerdings nicht für mich, denn ich bin ja Gast und auch noch weiß. Die Hierarchie sieht man vor allem beim Essen -  der Vater isst meist nicht mit uns, sondern lässt sich das Essen in den Nebenraum bringen. Das heißt die Kinder laufen während des Essens rum und bedienen den Vater, der gern aus dem Nebenraum noch irgendwelche Wünsche äußert. Das klingt jetzt sehr negativ, aber es ist hier eben normal. Genauso wie die Kinder oft gemeinsam von einem Teller auf dem Boden essen und essen was übrig bleibt, während ich und meine Gastmutter jeder einen Teller haben und auf den Stühlen sitzen.

Überhaupt kostet es mich viel Arbeit, etwas selbst tun zu dürfen. Mitkochen geht nicht, denn „der Rauch ist so scharf“, was ja auch stimmt, denn wir kochen über Feuer. Allerdings werde ich im Rauch auch immer weiter heulen, wenn ich es nicht probieren kann. Den Boden selbst fegen... "nein, das geht nicht...du hast ja schon geduscht“.... Meine eigene Wäsche waschen...Ob ich das denn wirklich kann? „Meine Haut ist doch so weich...das tut doch sicher weh!“ Kann ich denn das Duschwasser wirklich alleine in die Dusche tragen? Das ist doch zu anstrengend, und sie haben doch wirklich mehr Muskeln als ich... Allerdings merkt meine Familie langsam, dass ich tatsächlich in der Lage bin, mein Zimmer alleine zu fegen, denn ob man es glaubt oder nicht, nachdem ich mein Zimmer gefegt hatte, war es doch tatsächlich sauber... Ich renne auch nicht dreckig rum, wenn ich meine eigene Wäsche wasche und meine Hände sind durch das Wasser auch noch nicht verschrumpelt. Ganz so soft bin ich dann wohl doch nicht, wo bei man schon sagen muss, dass die Leute hier härter im Nehmen sind und einfach schwere Arbeit mehr gewöhnt sind als wir verwöhnten Europäer!

Ein weiteres Stück Arbeit war es, meiner Familie beizubringen, dass ich nicht mehr Essen brauche als sie. Denn auch ich werde wie sie vom Essen tatsächlich satt. Seitdem ich ihnen erklärt habe, dass ich wenn ich zunehme (was bisher nicht der Fall ist!) in Deutschland keinen Verlobten bekomme, darf ich allerdings selbst entscheiden, wie viel genug ist und wann ich satt bin. Das hat bei meiner Gastmutter und drei Gastschwestern zwischen 14 und 18 doch echte Sorge ausgelöst. Das Schönheitsideal ist hier eh ein anderes.

 

Nach 6 Monaten:

Drei Monate sind vergangen seit meiner letzten Mail. In meiner letzten Mail war ich gerade auf dem Weg nach Sambia zu den Viktoriafällen. Auch nun komme ich gerade von einer Reise zurück. Ich bin in Arusha, der drittgrößten Stadt Tansanias. Letzte Woche war ich auf dem Zwischenseminar meines weltwärts-Einsatzes in Moshi am Kilimanjaro. Bei guten Wetter konnte man den Berg auch tatsächlich aus der Stadt gut sehen...teilweise sogar den Schnee obendrauf. Davor war ich anderthalb Wochen in dem vermeintliche Paradies Sansibar.

Die Reise nach Sambia im Dezember war teuer aber sehr lohnenswert. In Dar-Es-Salaam haben wir einen Zug nach Zambia genommen. Mit dem waren wir dann auch drei Tage unterwegs. Dar-Es-Salaam ist die heißeste Stadt, die ich kenne. Da sitzt man dann wirklich in den Tropen. Es wird einfach nicht kalt. Man schwitzt quasi ununterbrochen – bemerkenswerterweise auch nicht nur die Weißen, sondern auch die Tansanias. Die Stadt ist an der Küste sehr europäisch. Nicht, was die Gebäude angeht, aber es gibt ein richtiges Kino und sehr europäische Restaurants. Das klingt jetzt für euch wahrscheinlich eher gewöhnlich, aber ich musste mich an so viel europäisches Flair erst mal wieder gewöhnen und kam aus dem Staunen nicht heraus. Die Dusche von oben hat mich dann auch erst mal irritiert und im ersten Moment gestört...so viel Wasser, was einfach so unkontrolliert von oben auf mich hinabstürzt...mit Eimer und Tasse kann man das so schön selbst portionieren...

Der Zug nach Sambia kam tatsächlich relativ pünktlich. Gebucht hatten wir erste Klasse - nicht etwa, weil wir im Geld schwimmen – nein... wir wollten bloß bei einer dreitägigen Fahrt auch mal schlafen können. Die Abteile der ersten Klasse sind Viererabteile mit Betten. Die dritte Klasse hingegen ist ein enges Großraumabteil. Dort drei Tage zu sitzen, wäre eine echte Herausforderung gewesen. Der Nachteil der ersten Klasse war, dass die Straßenverkäufer, die zum Beispiel Obst verkaufen und an Bahnhöfen auf die Fenster des Zuges zuströmen, die erste Klasse nicht ansteuern, da dort viel zu wenige Menschen mitfahren.

Unser Abteil haben wir uns mit einer Zambianerin und ihrer vierjährigen Tochter Malaika (übersetzt: Engel) geteilt. Die Kleine war sehr zurecht gemacht und sah zwar sehr süß aus, aber so ganz zutreffend war der Name dann doch nicht. Klar, einerseits ist eine Dreitagesreise für ein Kind anstrengend, andererseits war sie einfach ein verwöhntes Mädchen der afrikanischen Oberklasse.

Nach drei Tagen Zugfahrt und einem Tag Busfahren sind wir dann in Livingstone, Sambia angekommen. Das liegt ganz südlich des Landes an der Grenze zu Simbabwe. In Livingstone sind wir in die günstigste Unterkunft gegangen, die wir finden konnten. Das Backpacker-Hotel war aber trotzdem für meinen Geschmack erst mal zu luxuriös. Mit Swimmingpool, Bar und Flatscreen-Fernseher hat man nach vier Monaten authentischem Tansania ohne Luxus echt erst mal zu kämpfen. Alles ist mir dort erst mal aufgesetzt und unecht erschienen. Aber gut...wer an die Viktoriafälle fährt, hat eben in der Regel Geld und ist auf langer Reise. Als wir dann aber einen Tag später zu den Wasserfällen aufgebrochen sind, wusste ich, dass sich die Reise gelohnt hatte. Auch wenn die Wasserfälle nicht voll waren, ist die Wasserfront einfach atemberaubend. Bei einer Aktion, die wir gebucht haben, sind wir in den sogenannten „Devil’s Pool“ gesprungen. Circa vier Meter entfernt vom Hauptwasserfall springt man vor den herabfallenden Klippen in ein etwas ruhigeres Gewässer. Dort kann man dann im wahrsten Sinne des Wortes über dem Abgrund hängen.

Einen Tag vor meinem Geburtstag bin ich dann zurück nach Mwanga gefahren, um dort Weihnachten zu erleben. Weihnachten war relativ unspektakulär. Es wird etwas besser und vor allem viel gekocht, und die Frauen lassen sich neue Kleider schneidern. Das Fest beginnt dann mit der Mitternachtsmesse am Heiligabend. Zu der ist mein Gastvater aber nicht gegangen, da meine Gastmutter ihm aus Angst vor Diebstahl aufgetragen hatte, zu Hause zu bleiben und das Haus zu bewachen. Ich glaube so ganz unlieb war ihm das aber auch nicht... Ich hingegen fand die Mitternachtsmesse aber eigentlich sehr schön. Es wurden andere Lieder gesungen als sonst, und die Kirche war mit Fähnchen und Zweigen geschmückt. Kitschig und eher wie man bei uns Silvester schmücken würde. Es gab sogar eine Art Krippenspiel. Leider konnte ich aus der Entfernung kaum verstehen, was die Kinder gesagt haben, aber auf jeden Fall waren verkleidete Engel dabei. Sehr süß. Erster und zweiter Weihnachtstag besteht dann auch aus Kirche.

Die Regenzeit sorgt dafür, dass alle beschäftigt sind, ihr Feld zu bestellen. Da werden dann Mais, Bohnen und Sonnenblumen angebaut. Wochenlang gehen alle jeden Tag mit Hacken aufs Feld – auch die Kinder. Oft stehen sie um 5 Uhr auf, um zu beginnen und in der Mittagshitze aufzuhören. Abends geht es dann weiter bis 10 Uhr. Auch ich habe mich mal daran versucht -  ich sage euch, das ist echte Knochenarbeit. Nach anderthalb Stunden war ich echt fertig, mir tat alles weh und meine Hände waren voll mit Blasen. Auf jeden Fall haben sich die Leute gefreut, dass ich es ein paar Mal versucht habe; wenn mir auch beim Anblick meiner Hände von allen Seiten mit einem Grinsen ans Herz gelegt  wurde, es doch lieber zu lassen.

Der Regen lässt laut der Mwanganer bisher auf sich warten. Wie abhängig, die Menschen hier von der Natur sind, wird einem dann nochmal deutlich. Wenn es nicht genug regnet, zu spät regnet, zu lange regnet und so weiter geht das Feld ein, oder die Sonne verbrennt alles. Für Leute mit wenig Fläche zum Anbauen kann das leicht zu Hunger führen. Immerhin baut jede Familie im Prinzip für sich selbst an und muss von der Ernte leben. Wie leicht wir es doch haben, wenn wir in den Supermarkt spazieren...
Wenn es dann regnet, kann das aber schon mal einige Stunden dauern und danach sind die Straßen ein rauschender Matschfluss. Beeindruckend ist das Rauschen des Flussbettes nach dem Regen. Das hört man im ganzen Dorf. Der Fluss füllt sich in so kurzer Zeit, dass es einem passieren kann, das man auf dem Hinweg durch das Flussbett spaziert und auf dem Rückweg erst mal eine Brücke suchen muss.

Die Schule hat Anfang Januar theoretisch wieder angefangen. Ich sage „theoretisch”, da die ersten zwei Wochen im Prinzip noch keine Schüler da waren. Die Neuanfänger waren sogar bis Ende Januar noch nicht da. Das liegt zum einen daran, dass viele Eltern noch versuchen das Schulgeld zusammenzubekommen, zum anderen daran, dass der Regen sich verspätet hat und die Schüler somit noch zuhause auf dem Feld arbeiten müssen.

Was mich im Moment berührt, ist die Chancenungleichheit. Wenn Eltern Geld haben, können die Schüler auf gute Schulen gehen und schaffen auch den Abschluss. Allerdings ist meine Secondary School echt eine Schule für Arme. Die Eltern bemühen sich sehr, das Geld zusammen zu bekommen, um ihren Kindern eine Ausbildung zu ermöglichen. Leider schaffen den Abschluss auf meiner Schule kaum Schüler. Das liegt am mangelnden Material, zu wenigen Lehrern, Lehrern, die nicht unterrichten, und vor allem auch an der Sprache. Die offizielle Sprache der Secondary Schools ist Englisch. Allerdings sind die wenigsten Schüler in der Lage, vernünftige Sätze zu formen. Viele Lehrer unterrichten auch auf Kiswahili, da die Schüler sonst den Stoff nicht begreifen würden... oder sie unterrichten auf Englisch und die Schüler verstehen dann den Stoff nicht. Wenn ihnen dann aber nach vier Jahren das Examen vorgelegt wird, sollen sie in der Lage sein, in flüssigem Englisch zu antworten. Es ist wirklich traurig, dass die jungen Leute da so eine geringe Chance bekommen, die Schule zu schaffen und die Eltern sich umsonst so um die Schulgebühren bemühen. Was das mit dem Selbstbewusstsein und dem Mut fürs Leben bei den Schülern auslöst, möchte ich gar nicht wissen.

Morgen fahre ich zurück nach Mwanga und dort werde ich meinen Alltag etwas ändern und nun von morgens bis abends in der Schule bleiben, um meiner Aufgabe gerecht zu werden und meine Kids zu unterrichten...die Zeit hier geht so schnell... sechs Monate sind bereits vorbei -  da muss man sich langsam ranhalten, dass man noch alles schafft!

Jetzt werde ich mich mal wieder in das Getümmel der Straßen Arushas stürzen...

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